Das Geschäft mit dem Ladenschluss
Dem ‚Laden’ ist in besonderer Weise ein
nostalgischer Nimbus zu eigen, der uns vermeintlich an Zeiten erinnert als der
Turbo-Kapitalismus moderner Prägung noch nicht alle Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens durchdrungen hatte, Zeiten, die in der Diktion Adornos
so selig sind wie die als das Handwerk noch goldenen Boden unter den Füßen
hatte. Nun ist der Laden, wo es ihn noch gibt, nach wie vor und unabgegolten ein
so praktisches wie kluges Geschäft. Die unter den gegebenen Bedingungen
erstaunliche Persistenz des ‚Ladens’ zeigt die Arbeit von St. Herold am Beispiel
der Hansestadt Rostock. Läden sind an bestimmte Quartiers- / Bau- und
Siedlungsstrukturen gebunden; ihr Wohl und Wehe bestimmt bei weitem nicht allein
die Ökonomie des Warenmarktes. Der ‚Hausladen’ ist die Ausnahme. Läden sind
vielmehr in Geschossgebäuden zu Haus. Die damit verbundenen bauorganisatorischen
Bedingungen, nicht zuletzt im Hinblick auf den Gebrauch des Aussenhauses zeigt
die Arbeit von St. Herold ebenso auf wie die Genese moderner Ladenderivate, die
wir unter zentralisierten Bedingungen neu interpretiert z.B. in sog. Shopping
Centern wieder finden.
Die Villa
Es gibt kaum eine tragfähige, geschweige
denn eine professionell akzeptierte Systematik der städtischen Haus- und
Gebäudetypen. Dicker Nebel herrscht, wenn Worte wie ‚Reihenhaus’, ‚Kettenhaus’,
‚Gartenhofhaus’, ‚Einfamilienhaus’ oder dergleichen mehr z.B. bei der Ausweisung
eines neuen Baugebietes in den Umlauf gebracht werden. Es ist, als käme man
überein auf einem Acker Getreide anzubauen und hinterher wundern sich viele,
wenn dort Raps (statt Getreide) wächst – schlicht, weil jeder seine eigene,
quasi ‚private’ Auslegung dessen verfolgt und pflegt, was denn wohl Getreide
oder Raps jeweils seien oder meinen könnten. Ein schönes Beispiel zur
Illustration dieses Phänomens liefert die ‚Villa’, ein Gebäudetyp, den keiner
braucht, kaum einer kennt und fast jeder gerne hät’.
S. Streda bringt einwenig Licht in den
Nebel, in dem sie systematisch die bauorganisatorischen Merkmale der ‚Villa’
aufbereitet und so eine konkrete Vorstellung (ALAIN) dessen formuliert, was die
Villa, jenseits ihrer vielfältigen ideologischen Vereinnahmungen, ist.