Inhaltsangabe
Nr. 9:
S. Herold: Das Geschäft mit dem Ladenschluss
S. Streda: Die Villa
2009; 114 Seiten; Preis 5,50 EUR

Das Geschäft mit dem Ladenschluss

Dem ‚Laden’ ist in besonderer Weise ein nostalgischer Nimbus zu eigen, der uns vermeintlich an Zeiten erinnert als der Turbo-Kapitalismus moderner Prägung noch nicht alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdrungen hatte, Zeiten, die in der Diktion Adornos so selig sind wie die als das Handwerk noch goldenen Boden unter den Füßen hatte. Nun ist der Laden, wo es ihn noch gibt, nach wie vor und unabgegolten ein so praktisches wie kluges Geschäft. Die unter den gegebenen Bedingungen erstaunliche Persistenz des ‚Ladens’ zeigt die Arbeit von St. Herold am Beispiel der Hansestadt Rostock. Läden sind an bestimmte Quartiers- / Bau- und Siedlungsstrukturen gebunden; ihr Wohl und Wehe bestimmt bei weitem nicht allein die Ökonomie des Warenmarktes. Der ‚Hausladen’ ist die Ausnahme. Läden sind vielmehr in Geschossgebäuden zu Haus. Die damit verbundenen bauorganisatorischen Bedingungen, nicht zuletzt im Hinblick auf den Gebrauch des Aussenhauses zeigt die Arbeit von St. Herold ebenso auf wie die Genese moderner Ladenderivate, die wir unter zentralisierten Bedingungen neu interpretiert z.B. in sog. Shopping Centern wieder finden.

Die Villa

Es gibt kaum eine tragfähige, geschweige denn eine professionell akzeptierte Systematik der städtischen Haus- und Gebäudetypen. Dicker Nebel herrscht, wenn Worte wie ‚Reihenhaus’, ‚Kettenhaus’, ‚Gartenhofhaus’, ‚Einfamilienhaus’ oder dergleichen mehr z.B. bei der Ausweisung eines neuen Baugebietes in den Umlauf gebracht werden. Es ist, als käme man überein auf einem Acker Getreide anzubauen und hinterher wundern sich viele, wenn dort Raps (statt Getreide) wächst – schlicht, weil jeder seine eigene, quasi ‚private’ Auslegung dessen verfolgt und pflegt, was denn wohl Getreide oder Raps jeweils seien oder meinen könnten. Ein schönes Beispiel zur Illustration dieses Phänomens liefert die ‚Villa’, ein Gebäudetyp, den keiner braucht, kaum einer kennt und fast jeder gerne hät’.

S. Streda bringt einwenig Licht in den Nebel, in dem sie systematisch die bauorganisatorischen Merkmale der ‚Villa’ aufbereitet und so eine konkrete Vorstellung (ALAIN) dessen formuliert, was die Villa, jenseits ihrer vielfältigen ideologischen Vereinnahmungen, ist.

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